#2 Benjamin List

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Ben­ja­min List erhielt 2021 ge­mein­sam mit dem in Ber­ke­ley for­schen­den David Mc­Mil­lan den No­bel­preis für Chemie. Aus­ge­zeich­net wurde er für die Ent­wick­lung der asym­me­tri­schen Or­ga­no­ka­ta­ly­se - ein neues Ver­fah­ren, das beim Einsatz von Roh­stof­fen für Arz­nei­mit­tel und che­mi­sche Pro­duk­te genutzt werden kann. Ka­ta­ly­sa­to­ren ver­mö­gen es, che­mi­sche Bin­dun­gen auf­zu­bre­chen und neu her­zu­stel­len, ohne selbst Teil dieser Bin­dun­gen zu werden; klas­si­sche Ka­ta­ly­sa­to­ren sind Pro­te­ine oder Me­tall­ver­bin­dun­gen. List ar­bei­te­te an der Ami­no­säu­re Prolin und zeigte, dass sie als Ka­ta­ly­sa­tor auf sehr ein­fa­cher Basis funk­tio­nie­ren und daher auch große Vor­tei­le bei der Arz­nei­mit­tel­pro­duk­ti­on bieten kann. Als or­ga­ni­scher Ka­ta­ly­sa­tor ist das Prolin sehr viel um­welt­ver­träg­li­cher als die für ka­ta­ly­ti­sche Pro­zes­se üb­li­cher­wei­se ver­wen­de­ten Me­tall­ver­bin­dun­gen und leistet damit einen wich­ti­gen Beitrag für die Ent­wick­lung einer grünen Chemie.

List, der an der Freien Uni­ver­si­tät Berlin stu­diert hat und in Frank­furt pro­mo­viert wurde, ist seit 2003 Di­rek­tor am Max-Planck-In­sti­tut für Koh­len­for­schung in Mühl­heim. Den hier auf­ge­zeich­ne­ten Vortrag (im Film ab 07:10) hielt er am 8. Februar 2023, ein gutes Jahr nach der Aus­zeich­nung mit dem No­bel­preis, an der Tech­ni­schen Uni­ver­si­tät Dort­mund. Der En­thu­si­as­mus, mit dem Ben­ja­min List sein Spe­zi­al­ge­biet, die Ka­ta­ly­se­for­schung, vor­stellt, dürfte auch im nüch­ter­nen Dort­mun­der Hörsaal auf das Pu­bli­kum über­ge­sprun­gen sein. Ka­ta­ly­se ist für List, wie wir hören, "das schöns­te" For­schungs­ge­biet der Chemie über­haupt, denn sie habe "ma­gi­sche" Qua­li­tä­ten. Durch die Ka­ta­ly­se kommen wir "so nah wie über­haupt möglich an die Zau­be­rei", weil sie che­mi­sche Ver­bin­dun­gen löst und neue her­stellt, ohne dass der Ka­ta­ly­sa­tor dabei ver­braucht wird. Sie ist, so er­fah­ren wir, ein Uni­ver­sal­prin­zip, das in der Pho­to­syn­the­se steckt und in zahl­rei­chen An­wen­dungs­ge­bie­ten seine Be­deu­tung er­wie­sen hat: für die Welt­ernäh­rung, das Trans­port­we­sen und die Her­stel­lung von Kunst­stof­fen. Die Ka­ta­ly­se nennt List daher eine der "wich­tigs­ten kul­tu­rel­len Er­run­gen­schaf­ten der Mensch­heit". Und er zeigt mit Be­geis­te­rungs­fä­hig­keit, Tem­pe­ra­ment und Witz, welchen großen Beitrag zu ihrer Wei­ter­ent­wick­lung er selbst ge­leis­tet hat. Mit seinen Ar­bei­ten ist eine or­ga­ni­sche, auf eine Ami­no­säu­re ge­stütz­te Ka­ta­ly­se möglich, die um­welt­ver­träg­lich und ef­fi­zi­ent zu­gleich funk­tio­niert. Johan Äqvist, der Vor­sit­zen­de des No­bel­preis-Ko­mi­tees, nannte Lists Modell "ebenso einfach wie genial". In seinem Dort­mun­der Vortrag er­fah­ren wir, was die or­ga­ni­sche Ka­ta­ly­se leistet und wo sie uns hin­führt. Die Chemie, so weiß man hin­ter­her, kann, richtig ein­ge­setzt, eine grüne Wis­sen­schaft sein. Ben­ja­min List de­mons­triert es uns auf ein­drucks­volls­te Weise. 

Peter-André Alt

Datum 08.02.2023
Länge 40 min (Vortrag ab min 07:10)
Titel, Reihe Ka­ta­ly­se für eine bessere Welt, Vor­trags­rei­he In­iti­al­zün­dung TU Dort­mund
Sprache Deutsch ­
Video Tech­ni­sche Uni­ver­si­tät Dort­mund