Marieatou Daniels
©BCCB
Student Grant
Harvard Medical SchoolNeu­ro­wis­sen­schaf­ten

Marieatou Daniels

«Mein Gehirn ist eine große Mindmap.»

Ma­rie­a­tou Daniels pro­gram­miert Al­go­rith­men, die das Ver­hal­ten von La­bor­mäu­sen ana­ly­sie­ren, um neu­ro­lo­gi­sche Er­kran­kun­gen besser zu ver­ste­hen. Ihre Lei­den­schaft gilt den com­pu­ter­ge­stüt­zen Me­tho­den in den Neu­ro­wis­sen­schaf­ten – und dem Zeichen von Col­la­gen. Sie war Student Grant-Sti­pen­dia­tin der Wübben Stif­tung 2023/24.

Coding kann sehr frus­trie­rend sein, doch das Gefühl, nach ta­ge­lan­ger Arbeit die Lösung zu finden, ist un­be­schreib­lich. Ich liebe es, Pro­ble­me zu lösen. Meine Lei­den­schaft für kom­ple­xe Codes habe ich bei einem Prak­ti­kum am Max-Planck-In­sti­tut für Ko­gni­ti­ons- und Neu­ro­wis­sen­schaf­ten in Leipzig ent­deckt. Ich bin über­zeugt, dass die Zukunft der Neu­ro­wis­sen­schaf­ten in com­pu­ter­ge­stütz­ten Me­tho­den liegt. Dank der Fort­schrit­te im Ma­schi­nel­len Lernen er­öff­nen sich endlose Mög­lich­kei­ten.

In der heu­ti­gen Zeit spre­chen wir viel über per­so­na­li­sier­te Medizin. Al­go­rith­men helfen uns dabei, präzise pa­ti­en­ten­spe­zi­fi­sche Modelle für The­ra­pi­en zu er­stel­len. Sie ver­dich­ten die Kom­ple­xi­tät des Gehirns mit seinen Mil­li­ar­den von Neu­ro­nen und Bil­lio­nen von Syn­ap­sen.

Ich bin über­zeugt, dass die Zukunft der Neu­ro­wis­sen­schaf­ten in com­pu­ter­ge­stütz­ten Me­tho­den liegt. Dank der Fort­schrit­te im Ma­schi­nel­len Lernen er­öff­nen sich endlose Mög­lich­kei­ten.

Marieatou Daniels

Mich be­geis­tert derzeit die Mög­lich­keit, ein selbst­über­wach­tes neu­ro­na­les Netz­werk zu pro­gram­mie­ren, das Ver­hal­tens­wei­sen von La­bor­mäu­sen ei­gen­stän­dig be­schrei­ben kann. Daran arbeite ich im Moment. Stellen Sie sich vor, jemand führt eine Studie zu den Aus­wir­kun­gen eines be­stimm­ten Gens bei Epi­lep­sie durch, um neue The­ra­pie­an­sät­ze zu finden. Eine Maus, die eine mit Epi­lep­sie ver­bun­de­ne Gen­ver­än­de­rung hat, weist im Tier­ver­such wahr­schein­lich Ver­hal­tens­än­de­run­gen auf.

Das neu­ro­na­le Netz­werk, an dem ich an der Harvard Medical School unter Caleb Weinreb mit­ge­ar­bei­tet habe, kann solche Ver­än­de­run­gen anhand von Vi­deo­auf­nah­men er­ken­nen und klas­si­fi­zie­ren. Bisher sind dafür Expert:innen nötig, die jede Auf­nah­me Frame für Frame durch­ge­hen und Ver­hal­tens­wei­sen mar­kie­ren. Diese zeit­in­ten­si­ve Arbeit über­neh­men unsere Al­go­rith­men. Sie werden in Zukunft sogar neue Ver­hal­tens­mus­ter iden­ti­fi­zie­ren, weil sie kleins­te wie­der­keh­ren­de Be­we­gun­gen be­mer­ken können.

Code kann dabei helfen, die Lücke zwi­schen Labor und Kran­ken­bett zu schlie­ßen und die Trans­la­ti­on zu be­schleu­ni­gen.

Marieatou Daniels

Mit meiner Arbeit möchte ich zur Ent­wick­lung the­ra­peu­ti­scher Ansätze für neu­ro­de­ge­ne­ra­ti­ve Er­kran­kun­gen bei­tra­gen. Ein sehr naher Ver­wand­ter von mir leidet an Mul­ti­pler Skle­ro­se und ich weiß, wie ver­hee­rend das ist. Ich hoffe Be­trof­fe­nen und ihren An­ge­hö­ri­gen neue Per­spek­ti­ven geben zu können. Code kann dabei helfen, die Lücke zwi­schen Labor und Kran­ken­bett zu schlie­ßen und die Trans­la­ti­on zu be­schleu­ni­gen.

In Zukunft möchte ich den Zu­sam­men­hang zwi­schen ADHS und Krea­ti­vi­tät er­for­schen und mit­hil­fe der Gra­phen­theo­rie ver­ste­hen, wie ver­schie­de­ne Ge­hirn­re­gio­nen mit­ein­an­der ver­bun­den sind und wie sich dies bei ADHS ver­än­dert. Ich in­ter­es­sie­re mich zudem für die Analyse neu­ro­na­ler Daten, zum Bei­spiel von Mustern in Spikes von Neu­ro­nen bei Men­schen mit neu­ro­de­ge­ne­ra­ti­ven Er­kran­kun­gen. Und für Gehirn-Ma­schi­ne-Schnitt­stel­len.

Mein Kopf ist voller Ideen. Ich stelle mir mein Gehirn als eine große Mindmap vor, in der ein Thema mit etwa 20 anderen ver­knüpft ist. Das er­mög­licht mir, Pro­ble­me aus un­ge­wöhn­li­cher Per­spek­ti­ve zu be­trach­ten und krea­ti­ve Lö­sun­gen zu finden. In meiner Frei­zeit zeichne ich sehr gerne und ich liebe es, Col­la­gen zu er­stel­len. Die folgen keinen stren­gen Grenzen, keinen Regeln und Ein­schrän­kun­gen. Man kann einfach Ge­dan­ken haben, die weitere Ge­dan­ken aus­lö­sen.

Marieatou Daniels
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Ma­rie­a­tou Daniels hat an der Jacobs Uni­ver­si­tät Bremen Bio­che­mie, Zell­bio­lo­gie und Psy­cho­lo­gie stu­diert. Für ihr Mas­ter­stu­di­um ist sie an die Charité – Uni­ver­si­täts­me­di­zin Berlin ge­gan­gen, ne­ben­her ar­bei­te­te sie im Ex­zel­lenz­clus­ter Neu­ro­Cu­re. Prak­ti­ka haben Ma­rie­a­tou an das Max-Planck-In­sti­tut für Ko­gni­ti­ons- und Neu­ro­wis­sen­schaf­ten in Leipzig, das Max Planck UCL Centre for Com­pu­ta­tio­nal Psych­ia­try und die Harvard Medical School in Boston ge­bracht. Sie war Student Grant-Sti­pen­dia­tin der Wübben Stif­tung 2023/24.